2009: Dem Sonderzug nach Pankow hinterher


Marcus Krey aus Wuppertal ist Double von Udo Lindenberg

WUPPERTAL. (ddp) Für seine Verwandlung braucht Marcus Krey nur ein paar Minuten. Schnell schlüpft er in die enge Hose, zieht einen Frack über und verdeckt seine Augen mit einer großen, dunklen Sonnenbrille. Nur für die Wahl der passenden Kopfbedeckung braucht er etwas länger. Er überlegt kurz, dann entscheidet er sich für einen braunen Hut. Noch ein letzter prüfender Blick in den Spiegel, dann verlässt der gelernte Schlosser den Backstage-Bereich hinter der Bühne mit seinem zweiten Ich: als Double des Sängers Udo Lindenberg.

Ungefähr zehn Jahre war Marcus Krey alt, als er von seinem Onkel die ersten Lindenberg-Platten geschenkt bekam. Das war Mitte der 1970er Jahre. Und schon damals bemerkten seine Eltern sein Talent. „Mir haben immer alle gesagt: 'Mensch Marcus, du hörst dich genauso an wie das Original'”, sagt der 44-jährige Wuppertaler. Doch bis zu seiner großen Karriere sollte es noch ein bisschen dauern.

Mehrere Tausend solcher Doubles gibt es in Deutschland. „Die Doppelgänger stehen den Originalen oft in nichts nach”, erklärt Geschäftsführer Frank Alexander Schäfer. Tatsächlich seien sie stimmlich sogar manchmal besser als ihre Vorbilder, verrät er. „Und sie sind natürlich um einiges günstiger.” Die klassischen Auftritte auf der Bühne machen übrigens nur etwa 20 Prozent der Arbeit eines professionellen Doubles aus. Der Rest verteilt sich zum Beispiel auf Werbe- und Fernsehauftritte. Und doch unterscheidet sich Marcus Krey in einer ganz wesentlichen Sache von den meisten anderen.

Alles begann nämlich an dem Tag im Sommer 1984, als ihm Udo Lindenberg bei Konzertproben am Timmendorfer Strand auf der Ostsee-Insel Poel mitten in einem seiner Songs ohne Vorwarnung sein Mikrofon entgegenwarf. „Natürlich fängt man so ein Ding dann, ist ja schließlich auch ganz schön teuer”, sagt der Wuppertaler. Eigentlich wollte Krey sich nur die Proben anschauen, und nun stand er plötzlich da und sang vor seinem großen Idol. Und was machte Lindenberg? Der war erst einmal sprachlos.

Da stand ein junger Mann und hörte sich genauso an wie er. Und auch optisch war eine gewisse Ähnlichkeit da. „Als das Lied vorüber war, applaudierte Udo und holte mich auf die Bühne”, erinnert sich Krey. Den Rest des Tages probte er mit Lindenbergs Band zu Ende – der Künstler selbst machte Pause. Das war der Beginn einer außergewöhnlichen Freundschaft. Krey begleitete Lindenberg auf seiner anschließenden Tournee, stand manchmal mit ihm und manchmal alleine auf der Bühne, wenn der Rockstar in den großen Arenen Deutschlands auftrat. Er ging mit Lindenberg zu Fernsehauftritten.

Als die Auftritte von Lindenberg rarer wurden, machte Marcus Krey als dessen Double alleine weiter. Die Freundschaft zu Udo Lindenberg aber blieb bestehen. „Wir telefonieren heute noch miteinander”, erklärt Krey. „Ich frage ihn ab und zu: 'Mensch Udo, wo hast du denn dieses Outfit schon wieder her?'”, erklärt Krey lachend.

Quelle: ddp Deutscher Depechendienst aus dem Juli 2009

Bildunterschrift (Foto: ddp)

Auf der Bühne daheim: Marcus Krey aus Wuppertal imitiert seinen Freund Udo Lindenberg.

ZDF 37°

Leben als Double